Schlägt Fethullah Gülen eine Rückkehr zu osmanischen Mustern vor?

Fethullah Gülen

Nein, Fethullah Gülen ist kein Verfechter einer nostalgischen Rückkehr zu osmanischen Mustern. Mit seinen Verweisen auf die Geschichte betreibt er keine Kulturpolitik. Andererseits lehnt er es aber auch ab, bestimmte historische Epochen abzuwerten, erst recht solche, die mit den Ursprüngen der Moderne in der Türkei verknüpft sind.

Fethullah Gülen zitiert die Vergangenheit nicht, um für eine Wiedereinführung des Sultanats zu werben - gewissermaßen als Abkürzung zu Einheit und Ordnung. Auch lehnt er es ab, Heimat, Religion und Familie für bestimmte Zwecke zu idealisieren. Er erkennt und versteht die Komplexität der modernen Welt.

Schon seit den Anfängen der Bewegung hat Fethullah Gülen Modelle zur Entwicklung der Persönlichkeit des Individuums vorgestellt, die dann auch eine Transformation der Gesellschaft bewirken sollen. Er ist nicht der Ansicht, dass sich die aktuelle politische Ordnung durch die Vergangenheit stärken ließe oder dass uns die Konzipierung eines Modells, das auf der Vergangenheit basiert, weiterhelfen würde. Ganz im Gegenteil hat er diese Vorstellung als einen grotesken Anachronismus bezeichnet und klargestellt, dass sich kein vernünftiger Mensch von einem solchen Zeitsprung Erfolg versprechen könne. Seiner Auffassung nach wird die Türkei die transnationale Hegemonie, die sie vor dem Ersten Weltkrieg besaß, nicht mehr zurückerlangen. Angesichts der aktuellen ökonomischen, militärischen und geografischen Gegebenheiten hält er allein schon den Gedanken an einen solchen Kulturimperialismus für völlig abwegig. Die Bemühungen Fethullah Gülens und der Bewegung unterscheiden sich grundlegend von reaktionären Projekten, deren Ziel es ist, die Vergangenheit wiederzubeleben oder nachzubilden. Gülen wird daher nicht müde zu bekräftigen, dass „ohne eine Anpassung an neue Gegebenheiten der Untergang unvermeidlich sein wird“.

Fethullah Gülen sucht in der Vergangenheit nach Beispielen, denen es zu folgen gilt, und nach Fehlern, die vermieden werden müssen; das heißt, dass er dort Dinge zu finden hofft, die über die Vergangenheit hinaus eine Bedeutung auch für die heutige Zeit haben können. Er sagt: „Ganz offensichtlich ist es heute nicht mehr möglich, an überholten Vorstellungen festzuhalten, die nichts mit der Realität zu tun haben. Und wenn es also unmöglich ist, die alten Zustände zu bewahren, so bedeutet dies, dass man sich entweder mit den neuen Zuständen arrangiert oder untergeht. Entweder werden wir unsere Welt so neu gestalten, wie es die Wissenschaft erfordert, oder wir werden mit der Welt, in der wir leben, in den Abgrund stürzen.“

Andererseits sagt die Geschichte aber auch einiges über die Gegenwart aus, da diese in weiten Teilen von den Konzepten und Geschehnissen der Vergangenheit geprägt ist. Zu diesem Thema merkt Fethullah Gülen an: „So blind es ist, vor der Zukunft die Augen zu verschließen, so dumm ist es, Desinteresse an der Vergangenheit zu zeigen.“ Fethullah Gülen präsentiert seinen Lesern und Zuhörern ein sehr breites Spektrum an historischen Themen und Charakteren. Dadurch schenkt er ihnen Hoffnung und öffnet ihnen ein Tor zu notwendigen Reformmaßnahmen und zur Partizipation an der globalisierten Gesellschaft. Der Weg in eine innovative und erfolgreiche Zukunft, in der die Menschen in der Lage sind zu erkennen, welche Richtung sie einschlagen sollten, führt seiner Ansicht nach über die Kenntnis der Geschichte.

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