Warum wird Fethullah Gülen und der Bewegung dann trotzdem immer noch vorgeworfen, sie seien eine „Gefahr für den Staat“?

Fethullah Gülen hat unmissverständlich erklärt und demonstriert, dass er über keine politische Agenda verfügt, dass er eine Instrumentalisierung der Religion durch die Politik ablehnt und dass sein Augenmerk auf dem Individuum liegt. Trotzdem beschuldigt die protektionistische Elite ihn und die Bewegung gewissermaßen rituell, eine „Gefahr für den Staat“ darzustellen. Der australische Wissenschaftler Greg Barton beurteilt dies so: „Seine [Gülens] Kritiker, von denen die meisten nicht besonders gut vertraut mit seinen Schriften und Gedanken zu sein scheinen, werfen ihm vor, er fördere eine andere Art von Islam als den vom Staat anerkannten und genehmigten. Diese Befürchtung basiert jedoch weitgehend auf einem Missverständnis. In Wirklichkeit spricht sich Fethullah Gülen nicht so sehr für einen anderen Islam aus, sondern für einen Islam, der das Leben der Menschen tiefer durchdringt und sie nicht nur zu besseren Gläubigen macht, sondern auch zu besseren Bürgern.“[1]

[1] G. Barton; Progressive Islamic Thought, Civil Society and the Gülen Movement in the National Context: Parallels with Indonesia; Aufsatz, präsentiert auf der Konferenz ‘Islam in the Contemporary World: The Fethullah Gülen Movement in Thought and Action’, Rice University, Texas, 12.-13. November 2005, S. 9