Widersetzt sich die Bewegung dem politischen, staatlichen oder demokratischen System?

Fethullah Gülen

Nein. Zwar steht die Bewegung als gänzlich zivile, autonome Initiative außerhalb der herkömmlichen Kanäle der politischen Repräsentation (Partei, Regierung, Staat, etc.), doch bedeutet dies nicht, dass sie eine Oppositionshaltung gegenüber dem politischen, staatlichen oder demokratischen System einnehmen würde.

Das dem Gemeinwohl verpflichtete Management ihrer Bildungs- und Kultureinrichtungen unterscheidet die Bewegung stark von politischen Akteuren und formellen staatlichen Institutionen und Behörden. Mit ihren spezifischen Formen des kollektiven Handelns wetteifert die Hizmet-Bewegung nicht um ein Mitspracherecht bei oder in der Regierung oder staatlichen Institutionen oder Behörden. Im Mittelpunkt der Aktivitäten ihrer unabhängigen, rechtlich fundierten zivilgesellschaftlichen Organisationen im öffentlichen Raum steht das Individuum.

Ursprung, Quelle und Ansatzpunkt von Hizmet ist die private Sphäre des Individuums. Die Bewegung verfolgt einen Bottom- up-Ansatz und versucht, die Menschen durch Bildung zu stärken. Sie sieht in einer aufgeklärten Öffentlichkeit einen Garanten für eine friedliche, harmonische und integrative Gesellschaft. Die staatlichen Behörden hingegen bevorzugen einen Top-down-Ansatz.

Diese Haltung spiegelt wider, dass Gülen die Bildung als wichtigstes Tätigkeitsfeld der Bewegung einstuft: „Da jedes Problem im Leben des Menschen seinen Ursprung im Menschen selbst hat, sind Bildung und Erziehung die effektivsten aller Werkzeuge - egal ob eine Gesellschaft sozial wie politisch paralysiert ist oder ob sie funktioniert wie ein Uhrwerk.“