Der Geist Der Jugendlichen

Der Geist der Jugendlichen ist es, der den Gemeinschaften ihre Dynamik bewahrt, durch ihre Jugendlichen blühen sie auf. Eine Gemeinschaft, die diesen Geist verliert, verblasst und welkt dahin wie eine Blume, deren Wurzeln durchtrennt wurden und die schließlich von Füßen zertrampelt wird. Junge Menschen im schulpflichtigen Alter und Jugendliche strotzen für gewöhnlich vor Tatendrang und nationalen oder patriotischen Gefühlen, spricht über das Heilen der Wunden der Nation und die Entwicklung des Landes. Sie verabscheuen Passivität und Gleichgültigkeit gegenüber den Problemen der Gemeinschaft. Doch vielen Jugendlichen kommen diese Gedanken, wenn sie in späteren Jahren eine Arbeit und einen guten Posten finden, allmählich abhanden. Im Laufe der Zeit geben sie sinnlichen Begierden und materiellen Vergnügungen immer mehr nach, bis sie schließlich ihre Ideale - die Kritik an dem, was sie einst nicht ertragen konnten - aufgeben und zu Gefangenen primitiver Gelüste und Interessen werden. Einmal in diesen bedenklichen Zustand gefallen gelingt es ihnen nur dann wieder, zu sich zu finden, wenn ihnen eine himmlische Hand zu Hilfe eilt und sie wieder an das kettet, wovon sie einst so begeistert waren. Anderenfalls kommt der Moment, an dem sie ihren früheren Idealen so gleichgültig gegenüberstehen, dass sie sich von der Kritik ihres eigenen Gewissens oder anderer Menschen an dem Missbrauch, den sie an ihren Arbeitsplätzen oder auch in anderen Verantwortungsbereichen begehen, verletzt fühlen.

Von diesem Augenblick an widmen sie all ihre Fähigkeiten dem Ziel, ihre Posten zu behalten und die Gunst ihrer Vorgesetzten zu erlangen - einem Vorgehen also, das den Menschen demütigt. Sie erniedrigen sich mehr und mehr. Wenn sie ein Talent besitzen, das förderungswürdig ist, denken sie an nichts anderes mehr, als es auch tatsächlich in die Waagschale zu werfen - und sei es zu dem Preis, all ihre Ehre und Würde zu verlieren und gegen die Maximen ihres Gewissens und Glaubens zu verstoßen. Sie verneigen sich vor jeder Person, von der sie zu profitieren gedenken, und demonstrieren einen so schwachen Charakter, dass sie über jemanden, den sie noch am Tag zuvor in den Himmel lobten, nur das Schlechteste reden.

Dieses Theater und die Schmeicheleien, die sie und ihresgleichen austauschen, wirken sich so verheerend auf ihren ohnehin schon verdorbenen Charakter aus, dass wir von ihnen nichts Gutes oder Tugendhaftes mehr erwarten können. Pathetischer formuliert: Sie ziehen sich eine mentale oder spirituelle „Krankheit zu, in deren Verlauf sie sich als Menschen betrachten, die besser denken als andere, die die besten Entscheidungen treffen und die nützlichsten Dinge tun - und das, obwohl sie ihre Sensibilität und die Fähigkeit, zu denken und richtig zu entscheiden, längst verloren haben und bar jeder Einsicht und Weisheit sind.

In der Tat ist es sehr schwierig, sie auf ihre Fehler aufmerksam zu machen oder sie vor diesen zu warnen. Da so selbstsüchtige Menschen normalerweise Hass und Groll gegen jene hegen, die ihnen ihre Fehler aufzeigen, und dazu neigen, sich stets im Recht zu sehen, gefällt es ihnen überhaupt nicht, von irgendjemandem Ratschläge entgegenzunehmen.

Fast jeder Mensch hat von Natur aus in irgendeinem Bereich eine Schwäche, die unter ungünstigen Umständen zum Vorschein kommt. Nichtsdestotrotz besteht immer die Möglichkeit, die Menschen davor zu bewahren, im Sumpf ihrer Schwächen zu versinken. Wenn wir jungen Menschen einen festen Glauben, reine und rechtschaffene Gedanken, einen ausgeprägten Sinn für die Nächstenliebe und ein unauslöschliches Gefühl der Liebe zu Land und Leuten mit auf den Weg geben und sie in die Lage versetzen können, sich um eine gute Sache zu scharen, der sie sich widmen können, wenn wir ihnen einen Anstoß liefern können, Werten wie Ehre und Würde den Vorzug vor vergänglichen Vergnügungen zu schenken, wenn wir ihnen die Pflicht, Land und Leuten gegenüber loyal zu sein und sich um ihr Wohlergehen zu bemühen, ans Herz legen und sie schließlich davon überzeugen können, dass es einer unverzeihlichen Undankbarkeit für die ihnen gewährte Zeit gleichkäme, sich mit anderen Dingen als mit der Frage zu beschäftigen, wie sie eben jenem Land und eben jenen Leuten in Übereinstimmung mit dieser guten Sache dienen können - wenn uns all dies gelingt, werden die Jugendlichen ihre ursprüngliche Persönlichkeit vor mentaler und spiritueller Zerrüttung schützen können. Anderenfalls werden wir Tag für Tag mit ansehen müssen, wie - infiziert von spirituellen Krankheiten wie der Liebe zur errungenen Position, der Gier nach Leben, dem Streben nach Ruhm und der Sucht nach materiellen Vergnügungen - ein Stern nach dem anderen am Himmel unserer Hoffnungen erlischt. Dann werden uns Enttäuschung und Hoffnungslosigkeit überwältigen."

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