Was wir von der Wissenschaft erwarten

Da uns allein das Wissen ein ,wahres' Leben ermöglicht, sind diejenigen Menschen, die Lernen und Lehren vernachlässigen, gewissermaßen ,tot', selbst wenn sie noch am Leben sind. Denn der Mensch wurde erschaffen, damit er lernt und anderen mitteilt, was er gelernt hat.

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Richtige Entscheidungen hängen vom Vorhandensein eines gesunden Menschenverstandes und von einer vernünftigen Art zu denken ab. Wissenschaft und Wissen unterrichten den Verstand und lassen ihn zur Entfaltung kommen. Ein Verstand, der keinerlei Kenntnisse besitzt, kann also nicht zu richtigen Entscheidungen gelangen. Dauernd läuft er Gefahr, Täuschungen zu erliegen und sich irreführen zu lassen.

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Nur wenn eine Mensch lernt, lehrt und andere inspiriert, ist er ein wahrhafter Mensch. Einen unwissenden Menschen, der nicht den Wunsch zu lernen verspürt, darf man wohl kaum als wahren Menschen bezeichnen. Außerdem ist es höchst fragwürdig, ob Gelehrte, die sich nicht ständig weiter entwickeln und erneuern, damit sie anderen Menschen ein Beispiel geben können, wahre Menschen sind.

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Wissenschaft und Wissen sollten danach streben, die Natur des Menschen und die Geheimnisse der Schöpfung zu enthüllen. Kein noch so ,wissenschaftliches' Wissen ist ein ,wahres Wissen', wenn es sich nicht mit den Geheimnissen der menschlichen Natur und den dunklen Stellen des Seins auseinander setzt.

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Ansehen und Verdienste, die man sich auf dem Weg des Wissens und der Wissenschaft erworben hat, sind wertvoller und beständiger als solche, die auf anderem Wege gewonnen wurden. Ein kenntnisreicher Mensch wird sich auf Grund seines Wissens in der anderen Welt über die Positionen, welche er während seines Lebens in dieser Welt erklommen hat, freuen. Daneben wird ihn sein Wissen in dieser Welt dazu bewegen, viele Tugenden zu erlangen, und davon abhalten, schlechten Sitten zu verfallen.

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Eltern sollten den Verstand von Kindern mit Wissen und Wissenschaft füttern, bevor sich die Kinder mit nutzlosen Dingen beschäftigen. Denn Seelen, in denen die Wahrheit keinen Platz hat und deren Kenntnisstand unzulänglich ist, sind Felder, auf denen alle Arten von bedenklichen Gedanken gezüchtet werden und wachsen.

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Der Zweck des Lernens liegt darin, das Wissen zu einem Führer im Leben zu machen und die Straße zur Vervollkommnung der Menschen zu erleuchten. Daher ist jedes Wissen, das man sich nicht aneignet, eine Last auf dem Rücken des Lernenden, und jede Wissenschaft, die den Menschen nicht zu erhabenen Zielen führt, eine Täuschung.

Wissenschaft soll die Realität der Wissenschaft begreiflich machen,
Wissenschaft ist das Wissen über das Selbst;
Wenn du also nichts über dein Selbst weißt,
Frage ich mich, welche Art von Ausbildung du wohl genossen hast.

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Eine Sprache, die zum richtigen Zwecke erworben wurde, stellt für den Lernenden eine unversiegbare Quelle der Segnungen dar. Diejenigen, die eine solche Quelle besitzen, sind bei anderen Menschen genauso begehrt wie Frischwasserquellen und führen die Leute zum Guten. Jene Art Wissen aber, die aus leeren Theorien und nicht weiter vertieften Lernabschnitten besteht, die das Misstrauen des Verstandes erregt und die Herzen verfinstert, ist eine ,Müllhalde', die von verzweifelten und verwirrten Seelen umschwärmt wird.

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Obwohl Wissenschaft und Wissen inklusive aller Wissensgebiete nahezu allen Menschen nützen, kann sich der einzelne Mensch auf Grund seiner begrenzten Lebensdauer und angesichts knapper Hilfsmittel nicht alles aneignen. Jeder Mensch sollte deshalb lernen und verwerten, was für ihn selbst und seine Mitmenschen von Bedeutung ist, und sein Leben nicht vergeuden.

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Wenn ein wahrer Wissenschaftler sich bei all seinen Studien und Forschungen auf wahre Berichte, korrekte Darstellungen und wissenschaftliche Experimente stützt, hat seine Seele ihren Frieden und er löst seine Probleme mit Leichtigkeit. Armselige Menschen hingegen, die über kein Wissen um die Wahrheit verfügen, sind nie davor sicher, launenhaft ihre Ziele und Methoden zu ändern. Deshalb leiden sie ständig unter Enttäuschungen.

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Jeder Mensch wird der Tiefgründigkeit und dem Inhalt seines Wissens entsprechend beurteilt und gewürdigt. Der Wert eines Menschen, der sein Wissen missbraucht, weil er tratscht und geschwätzig ist, ist selbst nicht mehr wert als Getratsche und leeres Geschwätz. Auf der anderen Seite ist ein Mensch, der sein Wissen als ein ,Prisma' nutzt, um mit ihm Dinge und Erkenntnisse zu begreifen, oder als ein Licht, mit dem er den ,Raum' bis in die finstersten Winkel hinein ausleuchtet, ein Mensch also, der sich um die transzendentesten Wahrheiten bemüht, genauso wertvoll wie sein Wissen.

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