Spielt der Glaube für die Entstehung sozialer Bewegungen wirklich eine Rolle?
Ja, der Glaube und die Mitwirkungsmöglichkeiten, die er eröffnet, besitzen in der Zivilgesellschaft und für die Demokratie einen sehr hohen Stellenwert. Der Glaube und die Mitwirkungsmöglichkeiten, die er eröffnet, tragen stark dazu bei, die ehrenamtliche Arbeit und den Dialog zu stärken. Sie fördern den Aufbau von Beziehungen zum Erreichen gemeinsamer Ziele. Sie ermutigen die Menschen, Gutes zu tun und ihre Erfahrungen und ihr Know-how zur Verfügung zu stellen. Religiöse Erfahrungen vermitteln andere Bedeutungen, Werte und Erfahrungen als die Erfahrungen, mit denen Protesttheorien oder konfliktorientierte politische Aktivitäten aufwarten können. Diese Faktoren spielen in der Gesellschaft eine ungemein wichtige Rolle. Sie regen die Ansichten, Entscheidungen und Aktivitäten der Menschen in hohem Maße an, was Anerkennung verdient.
Religiöse Erfahrungen bzw. deren Einflüsse besitzen in allen Gesellschaften erhebliches Gewicht. Der Glaube ist eine motivierende Kraft. Er hilft dabei, Vertrauen aufzubauen, er stellt das ‚Sozialkapital‘ für friedfertige zivilgesellschaftliche Bewegungen zur Verfügung. Er bringt auch nicht nur konfliktorientierte Beziehungen hervor. Glaube lässt sich nicht immer aufrechnen oder in anderen Begriffen analysieren als durch sich selbst. Der Glaube und die Mitwirkungsmöglichkeiten, die er eröffnet, sind keine abhängige Variable, die durch die sozialen, ökonomischen und politischen Bedingungen vorgegeben und strukturiert wird. Daher können religiöse Erfahrungen auch nicht abqualifiziert werden als Ersatz oder Ausgleich für andere Dinge, zum Beispiel für direktes oder umstrittenes politisches Handeln. Sie lassen sich nicht einfach dadurch ‚wegerklären‘, dass man ihnen soziale, psychologische oder materielle Motive unterstellt wie beispielsweise Konflikt vermeidenden Pazifismus oder ähnliches.
- Erstellt am .