Was ich von der Kritik der fehlenden Transparenz innerhalb der Gülen-Bewegung halte…

Andreas Müller von der Stuttgarter Zeitung[1] verfasste am 15.04.2012 einen Artikel unter der Überschrift „Rufe nach mehr Transparenz“. In diesem Beitrag fragt er, ob es der Gülen-Bewegung nur um Bildung gehe, woher das Geld komme und ob das Netzwerk wirklich so informell sei, wie es dargestellt werde. Gerade mit dem Vorwurf der Intransparenz werde ich sehr häufig konfrontiert, weshalb ich an dieser Stelle einmal grundlegend Stellung dazu beziehen möchte.

Im Duden wird Transparenz als „Durchscheinen, Durchsichtigkeit, Lichtdurchlässigkeit“ definiert. Es geht also zum einen um Sichtbarkeit und zum anderen um Verständlichkeit – oder zumindest um Nachvollziehbarkeit. Der Duden beschreibt „etwas transparent machen“ dementsprechend als „machen, dass andere sehen können, dass oder wie etwas getan wird“.

Vor diesem Hintergrund stellen sich in Bezug auf die Transparenz der Gülen-Bewegung meines Erachtens genau jene drei Fragen, die auch Andreas Müller in seinem Artikel stellt:

  1. Was ist das Ziel der Gülen Bewegung?
  2. Woher kommt Geld her?
  3. Wie ist die Bewegung organisiert?

Zu 1.: In mehreren hundert Artikeln beschreibt Gülen eindeutig, worin er das Ziel der Bewegung sieht. In weiteren zahllosen Beiträgen legen aber auch weitere in der Gülen-Bewegung engagierte Akteure dar, worum es ihnen bei ihrer Tätigkeit für die Bewegung geht. Hierbei sprechen wir nicht nur von fünf Darstellungen, sondern Bildungsinstitutionen, Dialog-Einrichtungen und caritative Organisationen leisten in über 150 Ländern dieser Welt beste Arbeit. Überall sind sie öffentlich und weithin voll akzeptiert und geschätzt. In Russland, in den USA, in Australien wie auch in Japan und Deutschland haben die Institutionen durch ihre Arbeit großes Vertrauen bei der Bevölkerung errungen.

Alle Vereine, die möglicherweise in die Tausende gehen, verfügen über Satzungen, Web-Auftritte und Informationsbroschüren. Wenn es irgendwo auf dieser Welt bewiesen werden könnte, dass es einen Widerspruch zwischen dem, „was gesagt“ wird, und dem, „was getan“ wird, gäbe, so hätten wir dies bei dieser immensen Anzahl der ideologischen Kritiker der Bewegung ohne Zweifel schon längst erfahren.

Wieso ist es also so schwierig, demokratischen, pluralistischen und bildungsorientierten Muslimen, die eine Verbindung von Tradition und Moderne wagen, zu vertrauen? Suchen wir in Deutschland nicht nach genau diesem Format von Muslimen?

Zu 2.: Die Frage nach dem Geld ist mittlerweile so alt wie die Bewegung selbst. Die Antwort ist und bleibt aber seit jeher die gleiche: Das Geld kommt aus Spenden der Ehrenamtlichen. Nur deshalb, weil wir in einer Gesellschaft leben, in der Spenden und Engagement immer mehr an Bedeutung verlieren, bedeutet dies nicht, dass es gar keine Institutionen und Einrichtungen mehr gäbe, die vor allem aufgrund des Vertrauens ihres Umfeldes genug Spenden erhalten, so dass sie damit „gut“ zurecht kommen können.

Tausende Menschen spenden für Institutionen und Einrichtungen, die der Bewegung nahestehen. Das tun sie nur deshalb, weil sie der Bewegung ihr ganzes Vertrauen schenken. Auch der Soziologe Pierre Bourdieu unterstreicht, dass Vertrauen die wichtigste Grundlage für das Sozialkapital darstelle. Dieses wertvolle Vertrauen gewinnt man aber nicht nur durch gute Arbeit, sondern ebenso mittels Transparenz. Niemand spendet, wenn er nicht weiß, wie mit seinem Geld umgegangen wird. Die Tatsache, dass die Einrichtungen der Bewegung in Deutschland fast alle gemeinnützig orientiert sind und ausgehend davon alle paar Jahre Rechenschaft beim Finanzamt ablegen müssen, möchte ich an dieser Stelle nur kurz erwähnen und somit unterstreichen, dass auch von staatlicher Seite her alles penibel kontrolliert und bestätigt wird.

Zu 3.: Es wird oft danach gefragt, ob die Bewegung horizontal oder vertikal organisiert sei; ob sie hierarchisch sei oder ein informelles Netzwerk. Die Antwort darauf liegt meiner Auffassung nach irgendwo in der Mitte. Selbstverständlich gibt es innerhalb der Institutionen Hierarchien, denn wie sollten sie sonst effizient und effektiv arbeiten können? Zwischen den verschiedenen Institutionen gibt es aber nur selten formelle Beziehungen. Weshalb sollte auch eine Dialogeinrichtung eine offizielle Beziehung zu einem Bildungsverein unterhalten?

Ebenso ist die Beziehung zu Fethullah Gülen eindeutig. Direkte Beziehungen zu Gülen gibt es nur in den seltensten Fällen. Die Vereine lassen sich zwar explizit von Gülens Ideen inspirieren, direkten Einfluss auf diese Einrichtungen hat er allerdings nicht. In Deutschland ist das Forum für Interkulturellen Dialog (www.dialog-berlin.de) beispielsweise der einzige Verein mit tatsächlich direkter Beziehung zu Gülen. Es darf nämlich stolz erwähnt werden, dass er hier als Ehrenvorsitzender tätig ist. Es gibt aber natürlich auch Einzelpersonen, die eine private Verbindung zu Gülen pflegen. Zu diesen zählt zum Beispiel Abdullah Aymaz[2], der einer der ersten Schüler Gülens war.

Ausgehend von dieser Diskussion über Transparenz möchte ich selbst zum Abschluss folgende Frage stellen: Welche Transparenz ist gemeint? Die Transparenz der Realität oder die Transparenz der Fantasien, welche die Kritiker im Kopf haben? Wenn es um die Transparenz der Realität der Bewegung geht, so muss ich sagen, dass sie definitiv gegeben ist. Wenn es jedoch um die Transparenz der Bewegung geht, die die Kritiker in ihren haltlosen Anschuldigen und falschen Vorstellungen haben, so können wir hierfür keine Lösung anbieten.


[1] Rufe nach mehr Transparenz
[2] Abdullah Aymaz

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