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Stimmt es wirklich, dass sich alles, wovon der Mensch profitieren kann, im Koran ;wieder findet? Geht der Koran auch auf Fragen ein, mit denen sich Wissenschaft ;und Technik unserer Zeit beschäftigen?;

Die vorrangigen Ziele des Koran liegen darin begründet,

- die Menschheit den Schöpfer erkennen zu lassen,

- ihr zu versichern, dass alles, was auf der Erde oder in den Himmeln zu sehen oder zu entdecken ist, den Blick auf Ihn freigibt,

- die Menschen auf den Weg des Glaubens und der Anbetung Gottes zu führen und

- das individuelle und gesellschaftliche Leben so zu regeln, dass die Menschen sowohl in dieser als auch in der jenseitigen Welt wahres Glück finden.

Einzig und allein um diesen Zielen zu dienen, erwähnt der Koran überhaupt all das, was er erwähnt, und tut dies zudem auch noch in aller Ausführlichkeit. Er enthüllt seine Gedanken einer ganz bestimmten Methodik folgend in einem ganz bestimmten Kontext. Auch dieses Vorgehen dient den vorrangigen Zielen des Koran. Diejenigen, die sich dieser Methodik nicht bewusst sind, werden das, was sie suchen, nicht finden und wahrscheinlich enttäuscht werden.

Da der Koran um der Menschen willen offenbart wurde, weil er ihnen in der Beziehung zu ihrem Schöpfer Sicherheit schenken und sie in die Lage versetzen möchte, in allen Lebensbereichen Erfolg und ewiges Glück zu erlangen, beinhaltet er zwangsläufig alle Dinge. Die Richtigkeit dieser Aussage bestätigen zahllose Bücher und Kommentare, die sich mit unterschiedlichen Aspekten dieses Buches befassen. Die Perfektion des Stils und die Beredsamkeit der arabischen Sprache, in der der Koran gehalten ist, wurden von den bedeutendsten Literaten aller Jahrhunderte hervorgehoben. Sie inspirierten diese Gelehrten zu bemerkenswerten Leistungen, nicht nur in der arabischen, sondern auch in anderen Sprachen, die von Muslimen gesprochen werden. Die Ratschläge des Koran haben es Gelehrten, deren Forschungsobjekte der Mensch oder die physikalische Welt waren, ermöglicht, die wahre Natur der Dinge und Ereignisse zu schauen und sie zu begreifen. Die Weisheit des Koran hat Psychologen und Soziologen Wege aufgezeigt, in individuellen oder gesellschaftlichen Angelegenheiten selbst die kniffligsten Probleme zu lösen. Ethiker und Pädagogen haben den Koran als eine unerschöpfliche und nie versiegende Quelle für die Erziehung und Ausbildung künftiger Generationen genutzt. Der große Nutzen, der der Menschheit aus den Vorzügen des Koran erwächst, lässt sich in dem hier zur Verfügung stehenden beschränkten Raum jedoch eigentlich gar nicht angemessen würdigen.

Wenn wir in der heutigen Zeit über die Inhalte des Koran sprechen, was vielen und insbesondere den jungen Menschen ein wichtiges Anliegen ist, dann interessieren uns vor allem die wissenschaftlichen und technologischen Themen der Offenbarungsschrift und die Frage, in welchem Verhältnis sie zu den empirischen Wissenschaften der Gegenwart stehen.

Diese Frage stand bereits im Mittelpunkt einer ganzen Reihe von Büchern, die versucht haben, die koranischen Wahrheiten mit neuen wissenschaftlichen Erkenntnissen zu vergleichen. Viele dieser Bücher waren sicherlich von der Kultur und Wissenschaft ihrer jeweiligen Epoche beeinflusst, und obwohl ihre Kommentare von großer Sorgfalt und einem intensiven Bemühen künden, hielten die Menschen sie für fragwürdig und fanden sie zu überladen oder zu weit hergeholt. Vor allem die Bemühungen, die koranischen Wahrheiten mit gewissen Hypothesen (die mehr oder weniger als wissenschaftliche Wahrheiten akzeptiert waren, bevor sie überhaupt abgesichert waren) in Einklang zu bringen, schienen den Koran verzerrt oder falsch darzustellen und ihn sogar geringschätzig zu behandeln. In Wirklichkeit sind die koranischen Aussagen zu wissenschaftlichen Themen in einer so klaren Sprache abgefasst, dass selbst ein Berghirte noch Jahrhunderte nach ihrer Offenbarung durch den Erzengel Gabriel, der sie dem Propheten übermittelte, Zugang zu ihnen findet. Diejenigen, die diese Aussagen auf richtige Art und Weise lesen, sind sich sehr wohl darüber einig, welche Ziele Gott mit ihnen verfolgt. Dem jeweiligen Bildungsstand entsprechend finden sie aber an unterschiedlichen Aspekten besonders Gefallen.

Die Auslegung des Koran hat so objektiv wie möglich zu erfolgen, damit Präzision, Zuverlässigkeit und Klarheit der Offenbarung Gottes erhalten bleiben. Anstatt den Koran im Lichte bestimmter Phänomene und mit einer Fachsprache, die nicht der Sprache des Koran entspricht, zu interpretieren, sollten die Phänomene interpretiert und die Fachsprache im Sinne des Koran bewertet werden. Es erübrigt sich eigentlich zu erwähnen, dass vor allem eine hinreichende Kenntnis der arabischen Sprache, der feinen Nuancen ihrer Wörter und Strukturen und ein großes Maß an Vertrautheit mit den Anlässen, zu denen die einzelnen Koranverse offenbart wurden, dazu beitragen, diese Verse zu verstehen. Aus eben diesem Grunde sind die Kenntnisse und Interpretationen der Gefährten des Propheten, ihrer Nachfolger (vor allem der ersten Nachfolgegeneration) und der ersten Kommentatoren wie zum Beispiel Ibn Dscharir, die verlässlichsten. Es überrascht wohl kaum, dass ihre Kenntnisse am ehesten mit den später etablierten wissenschaftlichen Wahrheiten übereinstimmen. Später abgefasste Kommentare mögen zwar philosophisch spitzfindiger und erschöpfender erscheinen, sind aber oft weit hergeholt und überladen und stehen nicht mit den Forschungsergebnissen der Wissenschaft im Einklang. Um diese These zu untermauern, möchte ich hier einige wenige Beispiele aus dem Koran zitieren und analysieren:

1. Der Schöpfer, der von vor dem Anfang bis über das Ende der Zeit hinaus alles sieht und alles weiß, lenkt unsere Aufmerksamkeit auf die Tatsache, dass die Zukunft ganz allgemein das Zeitalter des Wissens und der Information und konsequenterweise ein Zeitalter des Gottvertrauens und des Glaubens sein wird:

Wir werden sie Unsere Zeichen überall auf Erden und an ihnen selbst sehen lassen, damit ihnen deutlich wird, dass es die Wahrheit ist. (41:53)

Schon in der Frühzeit des Islam haben die Sufis diesen Vers als ein Zeichen und als eine Zusicherung der spirituellen Weisheit, nach der sie strebten, betrachtet und sich auf ihn bezogen. Wenn man diesen Vers aber aus anderer Perspektive liest und sich überlegt, in welchem Maße die wissenschaftlichen Erkenntnisse seit seiner Offenbarung zugenommen haben (eine Entwicklung, die nicht zuletzt durch die Arbeit muslimischer Gelehrter und Wissenschaftler initiiert und beschleunigt wurde), dann wird man akzeptieren müssen, dass die bloße Existenz des Verses schon an ein Wunder grenzt.

Je genauer die Beschaffenheit von Mikrokosmos und Makrokosmos und deren Beziehung untereinander entschlüsselt und verstanden werden, desto eindeutiger wird alles, was innerhalb der Grenzen menschlichen Denkens und menschlicher Wissenschaft liegt, bestätigen, dass der Schöpfer der Eine ist. Wenn sich erst einmal Hunderte von Büchern mit diesem Thema befasst haben, werden wir mit eigenen Augen sehen können, dass alles, was von Gott offenbart wurde, auch wirklich vorhanden ist. Bereits heute haben wir das Gefühl, in naher Zukunft Aussagen und Lobpreisungen zu Ehren Gottes hören und auch verstehen zu können, die von Tausenden von Zungen in der Natur angestimmt werden:

Die sieben Himmel und die Erde und alle darin lobpreisen Ihn; und es gibt nichts, was Seine Herrlichkeit nicht preist; ihr aber versteht deren Lobpreisung nicht. Wahrlich, Er ist nachsichtig, verzeihend. (17:44)

Auch heute schon verstehen wir einiges von der Bedeutung dieses Verses. Die winzigsten Atome wie auch die gewaltigsten Sternennebel verkünden uns in der Sprache ihres Daseins ihre Unterwerfung unter den Einen Gott und preisen Ihn. Es gibt allerdings nur wenige Menschen, die diesen universellen Lobpreis Gottes hören und verstehen können. Auch die Zahl der aufrichtigen Muslime, die allen Menschen auf Erden dabei helfen könnten, diesen Lobpreis zu vernehmen, ist gering. Zudem leben sie über eine Vielzahl von Orten versprengt.

2. Was der Koran über die Menschwerdung und die Entwicklungsphasen eines Embryos im Uterus enthüllt, ist bemerkenswert:

O ihr Menschen, wenn ihr über die Auferstehung im Zweifel seid, so (bedenkt,) dass Wir euch aus Erde erschaffen haben, dann aus einem Samentropfen, dann aus einem Blutklumpen, dann aus einem Klumpen Fleisch, teils geformt und teils ungeformt, auf dass Wir es euch deutlich machen. (22:5)

In zwei anderen Versen wird diese Entwicklung noch detaillierter erläutert. Die verschiedenen Phasen werden noch deutlicher hervorgehoben:

Und wahrlich, Wir erschufen den Menschen aus einer Substanz aus Lehm. Alsdann setzten Wir ihn als Samentropfen an eine sichere Ruhestätte. Dann bildeten Wir den Tropfen zu einem Blutklumpen; dann bildeten Wir den Blutklumpen zu einem Fleischklumpen; dann bildeten Wir aus dem Fleischklumpen Knochen; dann bekleideten Wir die Knochen mit Fleisch; dann entwickelten Wir es zu einer anderen Schöpfung. (23:12-14)

Er erschafft euch in den Schößen eurer Mütter, Schöpfung nach Schöpfung, in drei Finsternissen. (39:6)

Wenn der Koran hier von drei Finsternissen spricht, können seine Worte inzwischen folgendermaßen gedeutet werden: das Parametrium, Miometrium und Endometrium sind drei Zellgewebe, welche drei wasser-, hitze - und lichtundurchlässige Membranen, nämlich Amnion, Corion und die Wand der Gebärmutter umschließen.

3. Was der Koran über Milch und deren Herstellungsprozess sagt, ist genauso einzigartig wie das Getränk selbst. Seine Worte zu verstehen, ist von großem Nutzen:

Wahrlich, auch am Vieh habt ihr eine Lehre. Wir geben euch von dem zu trinken, was in ihren Leibern (ist): Zwischen Kot und Blut (ist) in der Mitte Milch, die denen lauter (und) angenehm ist, die sie trinken.  (16:66)

Der Koran schildert den Prozess äußerst genau: die Teilverdauung und Absorption dessen, was als Nahrung aufgenommen wird; dann die Verfeinerung der Nahrung in den Drüsen in einem zweiten Vorgang. Neben den vielen Ausscheidungen, die der Körper als nutzlos aussortiert, und dem kostbaren Blut, das im Körper zirkuliert, ist die Milch nur eines von vielen Sekreten. Und dennoch ist sie ein gesundes und bekömmliches Nahrungsmittel.

4. Der Koran hat kundgetan, dass alles in der Natur paarweise erschaffen wurde.

Preis (sei) Ihm, der die Arten alle paarweise geschaffen hat von dem, was die Erde sprießen lässt, und von ihnen selber und von dem, was sie nicht kennen! (36:36)

Alles existiert in Paaren. Jedes Ding hat ein Gegenstück, das ihm entgegengesetzt ist oder es ergänzt. Dass sich Menschen, Tiere und auch einige Pflanzen in zwei Geschlechter aufteilen, ist schon seit langem bekannt. Wie aber verhält es sich mit all den Paaren von dem, was sie nicht kennen? Diese Worte könnten sich auf eine ganze Reihe von unbelebten oder belebten Daseinsformen beziehen. Was die vielgestaltigen Kräfte und Prinzipien der Natur im Bereich der belebten oder unbelebten Daseinsformen betrifft, so existieren hier viele Arten von Paaren. Tatsächlich sind von den Atomen bis hin zu den Wolken alle Dinge in Paaren vertreten. Dies bestätigen auch unsere modernen Messinstrumente.

5. In seiner einzigartigen Darstellungsweise berichtet der Koran von der Erschaffung der Welt und ihren ersten Lebewesen:

Haben die Ungläubigen nicht gesehen, dass die Himmel und die Erde eine Einheit waren, die Wir dann zerteilten? Und Wir machten aus dem Wasser alles Lebendige. Wollen sie denn nicht glauben? (21:30)

Die Beschreibung des Koran ist einleuchtend und klar und sollte nicht mit den verschiedenen in Umlauf befindlichen Thesen vermengt werden, die besagen, der Grundstoff der Schöpfung sei Äther oder eine riesige Wolke, ein gewaltiger Sternnebel, eine Masse aus heißem Gas oder irgendetwas anderes. Der Koran hat auch erklärt, dass alle Lebewesen aus Wasser erschaffen wurden. Ob diese einzigartige Quelle des Lebens durch das Zusammenspiel von Gasen und Nebelschwaden entstand, welche zuerst von der Erde aufstiegen, dann kondensierten und als Regen zu ihr zurückkehrten und schließlich die Meere bildeten, die dem Leben ein geeignetes Umfeld und die notwendigen Bedingungen bieten, oder ob sie sich auf irgendeine andere Art entwickelte, damit beschäftigt sich die Offenbarungsschrift erst gar nicht. Der Koranvers präsentiert das Universum klar, deutlich und unmissverständlich als ein einzigartiges Wunder der Schöpfung. Alles, was sich im Universum befindet, ist integraler Bestandteil dieses Wunders und trägt Zeichen, die dies belegen. Alles ist miteinander verbunden wie die Blätter in wuchtigen Bäumen, die zwar alle unterschiedlich sind, sich aber dennoch ähneln und über gemeinsame Wurzeln verfügen. Außerdem betont der Vers natürlich auch die Lebenskraft und die Bedeutung des Wassers, das drei Viertel der Masse der meisten lebenden Körper ausmacht.

6. Die Sonne nimmt einen besonderen Platz innerhalb der Schöpfung ein. Mit gerade einmal vier arabischen Wörtern, deren ganze Bedeutung wiederzugeben nicht einfach ist, weist der Koran auf ihre wichtigsten Aspekte hin:

Und die Sonne eilt dem ihr gesetzten Ziel zu. Das ist die Anordnung des Erhabenen, des Allwissenden. (36:38)

Das arabische Wort mustaqarr (Aufenthaltsort) kann hier für eine festgelegte Bahn im Weltraum oder für einen bestimmten Ort des Verweilens, andererseits aber auch für eine festgelegte Bahn in der Zeit stehen. Es wird uns nicht nur mitgeteilt, dass sich die Sonne auf einer vorbestimmten Bahn bewegt, sondern auch, dass sie auf einen bestimmten Punkt im Universum zustrebt. Das Sonnensystem (die Sonne und die von ihr abhängigen Planeten und Monde) rast, wie wir heute wissen, mit einer fast unvorstellbaren Geschwindigkeit auf das Sternenbild Lyra zu. (Mit jeder Sekunde nähern wir uns diesem Sternenbild um zehn Meilen, was knapp einer Million Meilen am Tag entspricht). Unsere Aufmerksamkeit wird also auf die Tatsache gelenkt, dass die Sonne, wenn sie die ihr zugewiesene Aufgabe einmal erfüllt hat, auf einen Befehl hin verweilen und ihren ständigen Aufenthaltsort einnehmen wird.

Es spricht für die Ergiebigkeit des Koran, dass er so viele Fakten mit so wenigen Worten artikuliert. In diesem Fall werden mit nur vier Wörtern viele weitgehend unklare Dinge geklärt; und dies, obwohl der Koran vor vierzehn Jahrhunderten offenbart wurde, zu einer Zeit also, in der die Menschen glaubten, die Sonne drehe sich täglich einmal um die Erde.

7. Eine weitere inspirierende und viel sagende Aussage des Koran betrifft die Ausdehnung des Universums im Raum. Auch hier kommt das arabische Original mit nur vier Wörtern aus:

Und den Himmel haben Wir mit (Unserer) Kraft erbaut; und siehe, wie Wir ihn reichlich geweitet haben.  (51:47)

Dieser Vers verrät uns, dass die Entfernung (der Raum) zwischen Himmelskörpern größer wird und dass sich das Universum ausdehnt. Im Jahre 1922 behauptete der Astronom Hubble, dass sich alle Galaxien mit Ausnahme der fünf der Erde am nächsten gelegenen mit einer Geschwindigkeit, die direkt proportional zu ihrer Entfernung von der Erde ist, immer weiter in den Raum hinein bewegen. Hubble zufolge bewegt sich eine 1 Million Lichtjahre entfernte Galaxie mit einer Geschwindigkeit von 168 km pro Jahr fort, eine zwei Millionen Lichtjahre entfernte doppelt so schnell usw.. Der belgische Mathematiker und Priester Le Maitre entwickelte später die Theorie, dass das Universum sich ausdehne. Aber egal in welche Worte die Menschen diese Realität kleiden, ob sie nun dem Koeffizienten Hubble’s oder (in Zukunft) irgendjemand anderem Vertrauen schenken - die Offenbarung äußert sich dieser Realität gegenüber ganz unmissverständlich.

8. Der Koran gibt uns einige Hinweise auf das unsichtbare Wirken dessen, was wir heute als die Gesetze der Physik bezeichnen: auf Anziehung und Abstoßung oder auch auf Rotationen und Umbrüche im Universum:

Allah istes, der die Himmel, die ihr sehen könnt, ohne Stützpfeiler emporgehoben hat. (13:2)

Die Bewegungen der Himmelskörper, von den einzelnen Monden bis hin zu ganzen Sonnensystemen, sind von Ordnung, Gleichgewicht und Harmonie geprägt. Innerhalb dieser Ordnung werden die Himmelskörper von unsichtbaren Stützpfeilern gehalten. Zwei dieser Stützpfeiler sind die Kraft der Abstoßung und die Fliehkraft:

Und Er hält den Himmel zurück, damit er nicht auf die Erde fällt, es sei denn mit Seiner Erlaubnis. (22:65)

Dieser Vers klärt uns darüber auf, dass die Himmelskörper zwar jeden Augenblick auf die Erde stürzen könnten, dass der Allmächtige dies aber nicht zulässt. Hierin liegt ein Beweis für den allumfassenden Gehorsam Seinem Wort gegenüber, das in der Sprache der zeitgenössischen Wissenschaft als die Balance zwischen der zentripedalen und der zentrifugalen Kraft bezeichnet wird. Ob die Menschen nun Newtons oder Einsteins Theorien zu den mechanischen und mathematischen Gesetzen dieses Gehorsams folgen, ist nicht so wichtig. Von weit größerer Bedeutung ist, dass wir unsere Gedanken auf diesen Gehorsam und auf die Gnade Gottes, die das Universum in seiner verlässlichen Bewegung hält, richten.

9. Im Koran findet sich ein Vers, von dem manche Kommentatoren dachten, er spiele vielleicht auf die Reise zum Mond an, auf ein Unternehmen also, das einst als abwegig galt, aber vor noch gar nicht allzu langer Zeit Realität wurde:

...und bei dem Mond, wenn er voll wird, dass ihr sicherlich von einem Zustand (der Not) in den anderen versetzt werdet.  (84:18-19)

Frühere Kommentatoren verstanden diesen Vers ganz anders. Sie lasen ihn im übertragenen Sinne: Für sie ging es hier um das spirituelle Leben des Menschen, das man sich als einen Aufstieg von einer Stufe zur nächst höheren bzw. von einem Himmel zum anderen vorstellte. Andere waren der Auffassung, dieser Vers beziehe sich ganz allgemein auf den Wechsel von einem Zustand in einen anderen. Im Laufe der Zeit versuchten spätere Koranexegeten, den Vers mit Hilfe weitschweifiger Umschreibungen zu deuten. Denn die wörtliche Bedeutung des Verses ließ sich mit dem, was sie über die Möglichkeit, Entfernungen dieser Größenordnungen zurückzulegen, zu wissen glaubten, nicht in Einklang bringen. In Wirklichkeit aber bezeichnen die Wörter, die dem Schwur (Bei dem Mond!) folgen, tatsächlich die Reise zum Mond im wortwörtlichen wie auch im übertragenen Sinne, sofern man den unmittelbaren Kontext des Verses berücksichtigt.

10. Die Passagen der Offenbarungsschrift, die über das geographische Aussehen der Erde und über den Wandel ihres Erscheinungsbilds berichten, sind besonders interessant:

Sehen sie denn nicht, dass Wir über das Land kommen und es an seinen Enden schmälern? Können sie denn siegen? (21:44)

Der Hinweis auf das Schmälern an seinen Enden dürfte sich auf die inzwischen anerkannte Tatsache beziehen, dass die Erde an den Polen flacher ist, und nicht auf die Erosion der Berge durch Wind und Regen oder der Strände durch das Meer bzw. auf das Vordringen der Wüste in Landstrichen, die vom Menschen kultiviert (und damit beherrscht) werden.

Zu einer Zeit, in der die Menschen gemeinhin glaubten, die Erde sei flach und statisch, enthüllte der Koran in mehreren verschiedenen Versen mit offenen Worten ebenso wie mit versteckten Hinweisen, dass sie rund ist. Was ihre exakte Form betrifft, so beschrieb der Koran diese - was noch viel erstaunlicher ist - nicht als eine Kugel, sondern vielmehr wie ein Straußenei.

Und danach gab Er der Erde das Aussehen eines Eies. Aus ihr brachte Er ihr Wasser und ihr Weideland hervor. (79:30-31)

Das arabische Verb daha bedeutet soviel wie ,das Aussehen eines Eies verleihen' und das hieraus abgeleitete Nomen dahia bezeichnet das Ei selbst. Da in der damaligen Zeit die Sinneswahrnehmung diese wissenschaftliche Tatsache kaum akzeptieren konnte, interpretierten einige Exegeten das Wort fälschlicherweise als ,ausbreiten' (Und Er breitete hernach die Erde aus. anstatt Und danach gab Er der Erde das Aussehen eines Eies). Wahrscheinlich fürchteten sie, die wortwörtliche Bedeutung sei nur schwer zu verstehen und könne deshalb in die Irre führen. Erst vor gar nicht allzu langer Zeit haben moderne Messinstrumente aber tatsächlich den Nachweis erbracht, dass die Erde eher einem Ei als einer vollkommen runden Kugel ähnelt, dass sie an den Polen flach und am Äquator leicht gekrümmt ist.

11. Als letztes Beispiel wollen wir uns anschauen, was der Koran über Sonne und Mond sagt:

Und Wir machten die Nacht und den Tag zu zwei Zeichen, indem Wir das Zeichen der Nacht gelöscht haben, und das Zeichen des Tages haben Wir sichtbar gemacht. (17:12)

Ibn Abbas nach zu urteilen, bezieht sich das Zeichen der Nacht auf den Mond, das Zeichen des Tages auf die Sonne. Deshalb lernen wir aus den Worten indem Wir das Zeichen der Nacht gelöscht haben, dass der Mond einst genauso viel Licht ausstrahlte wie die Sonne, dass Gott ihm aber sein Licht nahm und ihn dunkel und finster werden ließ. Während der Vers auf diese Weise die Vergangenheit des Mondes genau schildert, deutet er auch das zukünftige Schicksal anderer Himmelskörper an.

Viele weitere Verse im Koran beziehen sich auf das, was wir heute als wissenschaftliche Fakten bezeichnen. Die Existenz dieser Verse weist darauf hin, dass das Streben des Menschen nach Wissen ein Teil jener Barmherzigkeit ist, die ihm sein Schöpfer großzügig zuteil werden lässt. ,Barmherzigkeit Gottes' ist sogar einer der Namen, den der Koran sich selbst gibt. Alle Wahrheiten und alle Kenntnisse, die er enthält, gehen so weit über den Horizont des Menschen hinaus, dass er nicht über sie reden geschweige denn sie verstehen kann.

Auch wenn der Koran Anspielungen auf viele wissenschaftliche Wahrheiten enthält, heißt das noch lange nicht, dass er wie ein Buch der Wissenschaft oder der wissenschaftlichen Erklärungen gelesen werden darf. Dies sollten wir nie vergessen. Vielmehr ist er - und so haben ihn die Gläubigen auch stets verstanden - das Buch der Rechtleitung, das der Menschheit den Weg zum rechten Glauben und zum rechten Handeln weist, auf dass wir uns die Barmherzigkeit und Vergebung Gottes verdienen mögen. In der Verantwortung der Muslime liegt es sicherzustellen, dass die Beschäftigung mit Bildung, Wissenschaft oder anderen Dingen vom Licht des Koran geleitet wird, der sie somit auch anregt und unterstützt. Keineswegs sollte diese Beschäftigung von einem Geist der Arroganz, Überheblichkeit und Prahlerei, geprägt sein. Denn dann entspräche sie dem Weg der Ungläubigen, der zur Verödung des Verstandes und zur Erniedrigung des Menschen und der Erde führt, welche der Mensch nur mit der Erlaubnis Gottes vorübergehend bewohnt und treuhänderisch verwaltet.

Ich bete zu Gott, dass Er die muslimische Gemeinschaft mit aufrichtigen und rechtschaffenen Muslimen segne, die im Stande sind, den Koran auf richtige Art und Weise zu lesen und zu deuten. Mögen sie der Menschheit Nutzen bringen und ihre Schritte zur Tugendhaftigkeit und zum Glück in diesem und im jenseitigen Leben lenken!

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