Eine abschließende Anmerkung: Weitere Blicke auf die unsichtbare Sphäre des Seins

Wissenschaftler beschränken das Konzept des Lebens auf die Bedingungen, die auf oder unterhalb der Erdoberfläche unseres Planeten herrschen. Auf der Suche nach außerirdischem Leben suchen sie folglich nach Lebensumständen, die den auf der Oberfläche der Erde existierenden Bedingungen entsprechen oder zumindest ähneln.

Wenn sie sich aber eine angemessene Wahrnehmung des absoluten Wunders des Lebens bewahrt hätten (und dieses absolute Wunder ist ein Aspekt der Tatsache, dass das Leben eine direkte Manifestation des Ewig Lebenden ist), hätten sie erst gar keine Aussagen über Bedingungen und Formen des Lebens treffen dürfen, da dies ihren Horizont bei weitem übersteigt. In den Augen dieser Wissenschaftler mögen die Argumente, die Said Nursi[1] für die Existenz von Engeln und anderen Geistwesen vorgebracht hat, keiner näheren Betrachtung wert sein. Die neuesten Entdeckungen in der Tiefseeforschung könnten sie aber vielleicht dazu bewegen, ihre Meinung noch einmal zu überdenken. Said Nursi schrieb zu Beginn der 1930er Jahre:

"Realität und Weisheit vermitteln uns die Einsicht, dass die Himmel genau wie die Erde ihre eigenen Bewohner haben. Diese Bewohner, von denen verschiedene Arten existieren, werden in der Sprache des Islam Geistwesen (Ruhaniyat) genannt.

Es entspricht der Wahrheit, dass Realität und Weisheit die Existenz von Engeln und anderen Geistwesen bedingen, denn die Erde, deren Größe im Vergleich mit den Himmeln bescheiden ist, wird kontinuierlich mit bewussten Wesen neu bevölkert und wieder entvölkert. Dies beweist eindeutig, dass die Himmel...voller Lebewesen sind, die eine vollkommene Gattung mit Leben erfüllter Geschöpfe bilden. Diese Geschöpfe besitzen ein Bewusstsein und verfügen über Wahrnehmungskraft. Sie sind das Licht des Seins. Sie sind die Engel, die - wie Menschen und Dschinn auch - Beobachter des universellen Palastes der Schöpfung, Studenten des Buchs des Universums und Verkünder der Souveränität ihres Herrn sind.

Das Sein wird erst durch das Leben vollkommen. Leben ist das Licht des Geistes, Bewusstsein das Licht des Lebens. Da Leben und Bewusstsein eine so wichtige Rolle spielen, da in der ganzen Schöpfung eine vollkommene Harmonie herrscht, da das Universum einen festen Zusammenhalt zur Schau stellt und weil unsere kleine sich immerfort erneuernde Sphäre von lebenden intelligenten Wesen nur so wimmelt, darf wohl als sicher vorausgesetzt werden, dass jene himmlischen Sphären ebenfalls von eigenen Lebewesen bewohnt sind. So wie Fische im Wasser leben, leben Geistwesen möglicherweise in der Hitze der Sonne. Feuer verbraucht kein Licht; im Gegenteil, Licht wird durch Feuer heller. Wir beobachten, dass die Ewige Macht zahllose Lebewesen aus festen, trägen Substanzen erschafft und dichte Materie mit Hilfe des Lebens in erhabene lebende Objekte verwandelt. Diese Macht lässt das Licht des Lebens allerorten hell erstrahlen und stattet die meisten Dinge mit dem Licht des Bewusstseins aus.

Daraus können wir folgern, dass der Allmächtige Weise erhabene Formen von Materie wie Licht und Äther, die dem Geist nahe stehen und ihm angemessen sind, nicht ohne Leben und Bewusstsein erschaffen würde. Er erschafft eine große Zahl belebter und bewusster Wesen aus Licht, Dunkelheit, Äther und Luft, ja sogar aus Bedeutungen und Worten. So wie Er zahllose Tierarten erschafft, erschafft Er aus den erhabenen Formen der Materie zahllose unterschiedliche spirituelle Geschöpfe. Eine Gruppe dieser spirituellen Geschöpfe stellen die Engel dar, während die zweite Gruppe aus Geistwesen und Dschinn besteht."[2]

Ein halbes Jahrhundert, nachdem Said Nursi diese Zeilen niederschrieb, entdeckte man ca. 300 vorher unbekannte Tierarten, die im Umfeld von hydrothermalen Schlitzen leben. Diese Schlitze bilden sich dort, wo Meerwasser, das an einigen Stellen durch den Meeresboden sickert, von sich darunter befindlichem Magma erhitzt wird und in das kalte Meerwasser zurückschießt. Der Experte V. Tunniclife schreibt mit Bezug auf dieses Phänomen:

"Alles Leben benötigt Energie, und fast alles Leben auf der Erde wendet sich der Sonne als Energiequelle zu. Doch die Sonnenenergie ist nicht die einzige Energie, die auf der Erde zur Verfügung steht. Man denke nur an die Energie, die die Bewegungen und Eruptionen der Erdkruste hervorruft. Schaut man sich einen aktiven Vulkan an, wird man Zeuge des Entweichens von Hitze, die im Erdinnern durch radioaktiven Zerfall produziert wurde und nun an die Erdoberfläche gelangt. Warum sollte es keine biologischen Gemeinschaften geben, die mit der gleichen nuklearen Energie verknüpft sind, die Kontinente bewegt und Berge auftürmt? Und warum sollte es nicht auch ganze Gemeinschaften geben, die von chemischer an Stelle von solarer Energie "angetrieben" werden?

...Die meisten von uns assoziieren das Entweichen von Hitze aus dem Erdinnern mit gewaltigen Naturereignissen und instabilen physischen Bedingungen, mit extrem hohen Temperaturen und der Freisetzung von giftigen Gasen - mit Umständen also, die dem Leben kaum förderlich sind. Die Vorstellung, dass sich biologische Gemeinschaften in einer geologisch aktiven Umgebung entfalten könnten, mutete früher absurd an. Und bis heute sind nur sehr wenige Organismen bekannt, denen es gelang zu überleben, ohne auf direktem oder indirektem Wege die Energie der Sonne anzuzapfen. Aber diese Gemeinschaften existieren, und sie sind eine der überraschendsten Entdeckungen der Biologie des 20. Jahrhunderts. Sie leben im tiefen Ozean unter Bedingungen, die sowohl hart als auch unbeständig sind."

Diese ‚überraschende' Entdeckung der Biologie ist der Schlüssel zu einigen weiteren Realitäten, die die Wissenschaften in Betracht ziehen sollten. Der Prophet Muhammad sagt, dass die Engel aus Licht erschaffen wurden. Im Koran lesen wir, dass Gott den Menschen aus trockener Erde, aus feuchtem Lehm und aus einem Lehmextrakt erschaffen hat. Dem Koran zufolge wurde der Mensch zu einem Khalif auf Erden gemacht, d.h., zu einem Nachfolger. Viele Koraninterpreten schließen daraus, dass die Erde einst von den Dschinn beherrscht wurde, deren Nachfolger nun die Menschen sind. Wenn wir uns dieses Schlüssels bedienen, sollte es möglich sein, formale Studien zu betreiben, die die Gültigkeit von Theorien wie der folgenden ermitteln:

Gott hat zuerst reines Licht (Nur), dann das Licht erschaffen. Dem Prozess der Schöpfung folgte eine schrittweise, geregelte Ansammlung von Identitäten und/oder eine evolutionäre Sequenz von abrupten Sprüngen. Das Feuer folgte dem Licht, und dann kamen das Wasser und die Erde. Gott breitete eine Existenz über der anderen aus - zusammensetzend und miteinander verwebend. In jeder Phase des Schöpfungsprozesses erschuf Er auch Lebewesen, die zur jeweiligen Phase passten. Während sich das Universum in einem Zustand reinen Feuers oder einer anderen effektiven Energie befand, erschuf Er die zugehörigen Lebensformen. Und sobald die Erde dem Leben zuträglich war, erschuf Er Pflanzen, Tiere und Menschen. Jeden Teil und jede Phase des Universums schmückte Er mit Geschöpfen, u.a. auch mit Lebewesen, die dem jeweiligen Teil und der jeweiligen Phase gerade entsprachen.

Und so wie Gott unzählige Wesen aus Licht, Äther, Luft, Feuer, Wasser und Erde erschaffen hat, formt Er auch aus jedem Wort und aus jeder Tat des Menschen dessen Paradies oder Hölle. Mit anderen Worten: So wie Er mit Hilfe von Partikeln aus Erde, Luft und Wasser einen Baum aus einem winzigen Samenkorn entstehen lässt, wird Er auch die kommende Welt aus Materialien dieser Welt erschaffen, die Er während der Erschütterungen des Jüngsten Tages für jene kommende Welt angleichen wird. Dabei wird er die Worte und Taten der Menschen dazu nutzen, Paradies oder Hölle des Einzelnen vorzubereiten.


[1] Said Nursi (gest. 1960), muslimischer Gelehrter und Denker, der den Islam in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts in der Türkei zu neuer Blüte führte.

[2] Said Nursi, Words, 15. und 29. Wort

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