Göttliche Fügung, Vorherbestimmung und der Wille Gottes
Bevor ein Embryo im Mutterleib zu wachsen beginnt, stehen ihm unzählige Möglichkeiten offen: ob er sich zu einem Lebewesen entwickeln wird oder nicht, wann und wo er geboren wird, wie lange er leben wird, wo er sterben wird usw.. Alle Lebewesen unterscheiden sich voneinander in Körperform bis hin zu den Fingerabdrücken, im Charakter, in den unterschiedlichen Vorlieben etc., obwohl sie doch aus den gleichen Bestandteilen erschaffen wurden. Auch für jedes einzelne Teilchen, das in den Embryo oder den Erwachsenen eintritt, existieren zahllose Entwicklungsmöglichkeiten. Wenn sich aber beispielsweise ein Teilchen, was eigentlich in die Pupille des linken Auges wandern soll, stattdessen zur Pupille des rechten Auges begibt, wird es zu einer Deformierung kommen. Insofern folgt also alles einem wunderbaren Plan, der auf den allumfassenden Willen Gottes zurückgeht. Der Wille Gottes ist außerdem für die erstaunliche Ordnung und Harmonie im Universum verantwortlich. Kein Blatt fällt vom Baum und kein einziges Samenkorn keimt unter der Erde, ohne dass dies dem Willen Gottes entspräche.
Der Wille Gottes schließt auch den freien Willen des Menschen mit ein. Trotzdem unterscheidet sich die Beziehung zwischen dem Willen Gottes und dem Leben des Menschen von der Beziehung zwischen dem Willen Gottes und dem Leben anderer Dinge oder Lebewesen. Gott, der Allmächtige, hat dem Menschen die Entscheidungsfreiheit - den freien Willen - geschenkt. Er hat das Leben des Menschen bis ins kleinste Detail vorherbestimmt und dessen freien Willen in Seine Planungen mit einbezogen. Wie bereits betont wurde, bedeutet die Tatsache, dass Gott das Leben des Menschen und seine Handlungen vorherbestimmt, dass Er dieses Leben und die Handlungen schon im Voraus kennt. An dieser Stelle möchte ich jedoch unterstreichen, dass die theistische Konzeption Gottes nicht der Wahrheit entspricht. Das heißt: Gott hat das Universum, nachdem Er es erschaffen hatte, nicht sich selbst überlassen.
Wir Menschen sind Raum und Zeit unterworfen. Deshalb können wir keine exakten Erkenntnisse über die Beziehung zwischen Schöpfer und Schöpfung gewinnen. Auch besitzen wir keine genaue Vorstellung von der Ewigkeit. Selbst was die materielle Sphäre der Existenz betrifft, stehen uns keine verlässlichen Informationen zur Verfügung. Gott steht jenseits von Raum und Zeit. Er ist unendlich und ewig. Er hält das Universum in Seiner ‚Hand'. Er kontrolliert und verwaltet es, wie Er will. Damit wir aber dennoch einen Einblick in Seine Handlungen gewinnen und uns Wissen über Ihn und Seine Attribute aneignen können, hat Er Seine Manifestationen den Beschränkungen von Raum und Zeit unterworfen. Alle Erklärungsversuche, die wir hinsichtlich des Willens Gottes und der Vorherbestimmung bis zu diesem Punkt unternommen haben, dürfen eine wichtige Tatsache nicht aus den Augen verlieren: Wir können uns diesem Thema nur innerhalb der Grenzen dieses Lebens, das Raum, Zeit und Materie unterworfen ist, und innerhalb der Grenzen unserer eigenen Existenz nähern.
Zusammengefasst: Der Wille Gottes dominiert die gesamte Schöpfung. Nichts geschieht gegen den Willen Gottes. Die erstaunliche Ordnung und Harmonie im Universum und der Umstand, dass alle Dinge und Ereignisse ihre eigenen Richtungen und besonderen Kennzeichen haben, sind auf das Wirken des Willens Gottes zurückzuführen. Der Wille Gottes schließt den freien Willen des Menschen nicht aus.
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